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Dieser Leitfaden richtet sich an Vorstände gemeinnütziger Vereine und soll eine Orientierungshilfe bieten im Hinblick auf grundsätzlich zu beachtende Themen und Aufgabenbereiche der Vereinsgründung und -Verwaltung, insbesondere in Bezug auf rechtliche, steuerliche und verwaltungsrelevante Aspekte.

Die Rauhnächte

Die Rauhnächte

Herbert Kihm

Zwischen den Jahren – die Rauhnächte

Lassen sie uns, verehrte Leserin, verehrter Leser, doch diesmal mit dem Ende beginnen:
Die letzten Nacht, „Twelfth Night", in der Komödie Shakespeares ist eine Anspielung auf die Epiphaniasnacht als Abschluss der zwölf Rauhnächte. In der Zeit Shakespeares wurde der Beginn der Karnevalszeit mit Maskenspielen begangen, dazu später.
Auch die romantische Oper von Carl Maria von Weber, „Der Freischütz" greift diese Thematik auf. So sollen Gewehrkugeln, die in den Rauhnächten gegossen werden „unfehlbar" sein und bekanntlich erscheint ja auch das „Wilde Heer."

Begeben wir uns nun zum Anfang des Brauchtums dieser geheimnisvollen Nächte, die meist (je nach Region unterschiedlich) zwischen dem Weihnachtstag und dem Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanias) am 6. Januar liegen. In Österreich heißt dieser Tag auch bezeichnender Weise „Weihnachtszwölfter". Häufig wird dieser Zeitraum auch „Zwischen den Jahren" genannt.

Ursprung der Begriffe:

Die Wortherkunft ist umstritten, einerseits leitet man das Wort von den mit Fell bekleideten Dämonen ab (Rauh- oder Rauchware), andererseits von dem Brauch in dieser Zeit, die Ställe mit Weihrauch zu beräuchern.


Der Ursprung des zwölftägigen Zeitraumes liegt im Unterschied der Zeitrechnung nach dem Mond- oder Sonnenkalender, da nach der Zählweise des Mondkalenders (354 Tage) elf Tage, respektive zwölf Nächte, zum Sonnenkalender(365) fehlen (Epagomene). Der Begriff „zwischen den Jahren" lässt sich historisch wie folgt herleiten:


Der Zeitraum lag nach der Kalenderreform Gregor XIII. „zwischen den Jahren", nämlich des „alten" und des „neuen" Kalenders. In Großbritannien liegt die „Boxing Week" ebenfalls zwischen dem „Boxing Day (26.12.) und New Year's Eve, in Schweden wird der Zeitraum „Mellandagarna" genannt. Diese „fehlenden" Tage hatten in der Mythologie ganz besondere, mystische Eigenschaften, so dass sich daraus oftmals Rituale und Brauchtümer heraus bildeten.

Mythologie und Brauchtum in den Rauhnächten:

Da in dieser Zeit das Geisterreich offen steht, haben diese, ebenso wie die Seelen der Verstorbenen, Ausgang und somit Eingang in die reale Welt.


So bricht in der Mitte der Zwölfnächte(Silvester) die „Wilde Jagd" auf. Daher durfte im Haus keine Unordnung herrschen und keine weiße Wäsche auf der Leine hängen. Die Reiter würden diese sonst stehlen und als Leichentücher für die Besitzer benützen. Frauen und Kinder sollten in der Dunkelheit nicht alleine unterwegs sein, auch war das Kartenspiel in der Zeit verboten.


Eine weitere Besonderheit betraf das Vieh, das um Mitternacht in einigen Nächten die menschliche Sprache sprechen konnte - wer allerdings die Sprache hörte, sollte kurz darauf sterben.


Sterben sollte auch der zukünftige Bräutigam, wenn sein Geist, der um Mitternacht an einem magischen Ort oder Kreuzweg für unverheiratete Frauen schweigend sichtbar wurde, angesprochen wurde. Diese Vorstellung ist in der Bretagne, Wales und Schottland zu Hause.
In der Eifel, den Ardennen aber auch in Bulgarien und Griechenland gibt es die Vorstellung, dass Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, in dieser Zeit sich in Werwölfe verwandeln.
Die Vorstellung, dass sich diese Nächte auch dazu eigen, dass man die Zukunft befragen kann (Orakel), hat sich bis heute in Form des „Bleigießens" erhalten.


Es gab aber auch besondere Tage, in denen man alles wieder auflösen und erlösen konnte. Dies waren z.B. der 28.12. oder der 05.01. Darum wurden diese Rauhnächte besonders vorsichtig und wachsam begangen, da sie das gesamte kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte. Das Ende der Rauhnächte war dann der „Perchtenabend", der in manchen Gegenden noch heute mit „Perchtenläufen"( im Alpenraum) begangen wird.

Hier nun mein Tipp für sie für den Dreikönigstag:

„Eine Wünschelrute, die am Dreikönigstag geschnitten wird, ist unfehlbar. Sie kann, je nachdem was sie finden soll, auf einen der drei Magier aus dem Morgenland getauft werden. Auf Caspar, dann schlägt sie aus bei Gold, Balthasar findet Silber und Melchior Wasser."

*****

Bildquellen:
1.Illustration zur Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber, Akt II, 6.Auftritt. Dargestellt sind Caspar und Max beim Gießen von Freikugeln. Es escheint das "wilde Heer", Johann Heinrich Ramberg(1763-1840), public domain, via wikipedia commons 2.Wahrsagen in den Rauhnächten, russische Illustration, 1885, Autor unbekannt, publicc domain, via wikipedia commons

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