Obwohl der Gaisburger Marsch nicht mit Michelin Sternen oder Punkten des Gault-Millau aufwarten kann, hat er es dennoch geschafft, zum Leibgericht des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan und des renommierten Kochs Harald Wohlfahrt auf zu steigen.
Der Letztgenannte wurde als Küchenchef der Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet, der Gault-Millau verlieh ihm 2005 mit 19,5 von 20 möglichen Punkten die höchste je erreichte Punktzahl im deutschsprachigen Raum.
Also, wenn ein solcher Mann den Gaisburger Marsch als sein Leibgericht bezeichnet, dann hat der es verdient, dass wir uns näher damit beschäftigen - ach ja, richtig - der Gaisburger Marsch ist ein EINTOPF, keine Musikgattung, hat also weder mit dem „Hohenfriedberger Marsch ", noch mit dem"Bayerischen Defiliermarsch" das Geringste zu tun.
Zur Historie des Gerichtes gibt viele Varianten, hier die zwei bekanntesten:
Nach der ersten durften die Frauen ihren Männern, die in Kriegsgefangenschaft gekommen waren, jeden Tag einen Topf mit Essen bringen.Natürlich wurde in dieser Schüssel nur das Beste und Nahrhafteste getan. Allerdings gibt es keine historischen Belege, welche Männer ,wo in Kriegsgefangenschaft kamen.
Die zweite Variante hört sich viel schöner an, ist aber auch nicht verbürgt.
So sollen die Stuttgarter Offiziersanwärter im 19. Jahrhundert eine besondere Vorliebe für den kräftigen Ochsenfleischeintopf ,der in der Gaisburger Gaststätte „Bäckerschmide" zubereitet wurde, entwickelt haben. Da der Weg von der Kaserne, im benachbarten Stadtteil Berg, zum Wirtshaus in Marschordung erfolgte, wurde dem Gericht schließlich der Name „Gaisburger Marsch" verleihen.
Im namensgebenden Stuttgarter Stadtteil Gaisburg wird die Geschichte dieses Gerichts einmal jährlich in den Sommermonaten mit einem mehrtägigen Fest gefeiert.
Sie haben inzwischen Appetit bekommen ?
Gut, dann hier das Rezept zu diesem traditionellen schwäbischen Eintopfgericht, das auch manchmal den lustigen Namen „Böckinger Feldgeschrei" hat.
Zutaten:
1,5 l Rinderbrühe oder Fertigprodukt,
• 300 g Spätzle,
• 500 g Kartoffeln,
• ca. 400 g gekochtes Rindfleisch
• 2 Möhren
• 1 Stück Knollensellerie
• 3 Zwiebeln
• 3 EL Butter
• feingewiegte, glatte Petersilie
• frisch gemahlener Pfeffer
• Salz
Zubereitung:
Die Brühe nach Wunsch herstellen.
• Das Rindfleisch in etwa eine Stunde und 30 Minuten in der Brühe köcheln lassen.
• Die in Scheiben geschnittenen Zwiebeln in Butter andünsten und beiseite stellen.
• Den Spätzlesteig nach Anleitung herstellen und beiseite stellen.
• Das Gemüse schälen, putzen und in Würfel schneiden.
• Das gewürfelte Gemüse etwa 15 Minuten köcheln lassen.
• Das Rindfleisch würfeln und bereitstellen.
• Die Rindfleischwürfel und die fertigen Spätzle zugeben.
• Zum Schluss die Röstzwiebeln auf den Eintopf geben.
• Den Eintopf abschmecken und mit Petersilie bestreuen.
Dazu passt ein frisches Baguette und ein „guats Tröpfle".
Vielleicht sind sie ja auch ein „Viertelesschlotzer" (laut Duden: „jemand, der gerne ein Glas Wein trinkt"), so ganz nach schwäbischer Sitte: „Liaber meh' essa als zweng trenka!" Die Württemberger haben sicherlich die passenden Weine (z.B.ein Grauburgunder) dazu!
Hier noch der passende „schwäbische" Witz zum Viertele:
Ein Schwabe bestellt sich im Wirtschäftle ein Viertele. Er setzt zum Trinken an, setzt aber kurz vorher wieder ab. Dies wiederholt sich drei mal.
Ein Gast fragt ihn schließlich, wieso er denn nicht trinke. Der Schwabe gibt darauf zur Antwort: „ Wissad Se, i dring so gern a Viertele, abbr jedsmol wenn i dringa will, laufd mr's Wasser en dr Goscha zamma, ond i mog doch koi Schorle!"
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Foto: Gaisburger Marsch, Markus Hagenlocher, CC-BY-SA 3.0 , via wikipedia commons
(Rezept aus: www.kochwiki.org)